Paris. Viele Fragen.

Paris. Wieder.

Viele Tote, viele trauernde Angehörige, Verletzte, betroffene Überlebende. Sehr viel Leid.

Es gibt so viele Ebenen, die man hier betrachten kann, vielleicht auch sollte. Und ich habe nur Fragen und einige Gedanken; wer Antworten sucht, braucht hier nicht weiter lesen.

Was passiert ist in Paris, passiert anderswo so oft, dass es im täglichen Nachrichtenrauschen bei „uns“ kaum mehr ankommt oder länger, als ein paar Stunden das Denken & Fühlen wirklich beeinflusst. Die Zahl der Toten ist allerdings auch sonst nicht alltäglich, selbst nicht in Bagdad, Beirut oder Nigeria und jetzt ist es in Paris passiert. Nah. Sowohl geographisch, als auch kulturell und für viele persönlich. Was passiert ist in Paris, ist schrecklich; was für Folgen die Anschläge haben werden ist auf vielen Ebenen derzeit in der Schwebe. Alles scheint möglich, nichts gewiss. Das gilt sowohl für Entscheidungen auf der politischen Ebene, als auch auf alltäglicher, zwischenmenschlicher.

Und diese Entscheidungen und Reaktionen werden meiner Meinung nach entscheidend sein dafür, wie diese Anschläge und ihre Auswirkungen in Zukunft bewertet werden.

Welche Auswirkungen werden diese Anschläge haben? Welches Gewicht werden diese Auswirkungen haben? Werden wir uns an Militär im Inland gewöhnen, gewöhnen, gewöhnen müssen? Werden die Wünsche der Sicherheitshardliner erfüllt und Datenspeicherungen immensen Ausmaßes von nun an als normal und nötig angesehen? Werden Gräben in der Gesellschaft vergrößert oder werden sie zuwachsen, gehen wir aufeinander zu oder voneinander weg? Wird dem Terror mit Nächstenliebe und Beibehalten der Grundrechte getrotzt, wird es mit Hilfe von Aufrüstung und Überwachung sein, vielleicht mit Beschneidung von Grundrechten? Wird Terror mit immer mehr Waffengewalt in anderen Ländern und im eigenen Land, auf dem eigenen Kontinent, bekämpft? Wird das dann nachhaltig helfen oder weitere Generationen von potentiellen Terroristen erschaffen durch unschuldige Opfer und Leid? Werden wir einsehen müssen, dass es immer und überall möglich ist, Opfer eines Arschlochs zu werden? Werden wir einsehen müssen, dass der Tod jetzt auch in Europa häufiger zuschlagen wird, nicht nur in „ordentlicher“ Entfernung? Werden wir dadurch allen, die „anders“ sind gegenüber misstrauisch(er) werden? Werden wir dadurch Spannungen vielleicht noch vergrößern, befördern? Was werden wir für Folgen erleben, welche Narben werden diese Anschläge hinterlassen? Werden sie vielleicht auch unsere Sicht auf Leid in anderen Teilen der Welt verändern? Werden wir dauerhaft Schweigeminuten erleben, Flaggen auf Halbmast, täglich wechselnde Avas der Solidarität? Was passiert ist in Paris, erzeugt Angst, erzeugt Wut und scheint Vielen nach schnellen, harten Reaktionen zu schreien. Und viele schreien sofort nach Maßnahmen. Angst, Wut und Hast sind aber meiner Meinung nach eher die falschen Ratgeber für ein Thema, das durchaus das Potential hat, viele Stränge der nahen und ferneren Zukunft stark zu beeinflussen. Instrumentalisierung der Anschläge surft auf der Welle der Emotionen und vorgefertigten und jetzt (scheinbar) bestätigten Meinungen aller Couleur. Viele versuchen jetzt – wieder und vorhersehbar – ihre Agenda oder ihre Sicht als die einzig wahre zu verbreiten, die Reflexe greifen wieder – auf allen Seiten. Im Vokabular enthalten sind bereits der absolute Krieg, bedingungslose Unterstützung und der Dritte Weltkrieg. Gerufen wird nach mehr Überwachung, Stärkung der Geheimdienste, mehr Sicherheitskräften, besserer Bewaffnung, Schutz der Grenzen, Begrenzung von Flüchtlingen (also natürlich nicht im Sinne der Ursachenbekämpfung, sondern des Symptoms) usw. Gerade in Kombination machen mir solche Aussagen große Sorgen, lassen mich zweifeln, dass hier mit Bedacht entschieden werden wird.

Stellt euch einfach vor, wir würden als Reaktion auf Terror mit diesen Methoden reagieren. Wollen wir wirklich eine solche Welt? Mit dauerhaftem Bedrohungsszenario und den passenden emotionalen Katalysatoren lassen sich weitgehende Überwachung und Abschaffung von Rechten sicher durchsetzen. Ließe sich das Rad danach noch einmal zurückdrehen? Oder drehte es sich unaufhaltsam Speiche um Speiche weiter? Weil die ergriffenen Maßnahmen immer noch nicht ganz reichen, der nächste Schritt aber sicher? Weil noch immer nicht alle Menschen friedlich sind, trotz aller Maßnahmen und wir daher immer noch mehr Überwachung und noch weniger Rechte durchsetzen müssen? Weil es immer nur ein kleiner weiterer Schritt ist, ein Zentimeter mehr, wie bei Bubka? Ich mache mir große Sorgen, fühle mich ohnmächtig.

Man kann nach den Gründen für Radikalisierung von Menschen, die letzten Endes Attentäter werden, fragen – nach dem Prozess, der dorthin führt. Man kann dann allein bei dieser nur scheinbar kleinen Frage schon mehrere Ebenen und Möglichkeiten betrachten.

Da gibt es die innenpolitische und gesamtgesellschaftliche Ebene, wie hier in Europa mit Menschen umgegangen wird, die hier bereits leben oder herkommen und hier leben wollen. Das heißt, (u. A.) Themen wie Rassismus, Integration und Integrationswillen, Diskriminierung und soziale Chancen, Bildung und Menschenbild zu beleuchten, ebenso wie den Umgang mit Asyl und Flüchtlingen und den genannten Themenfeldern durch die Politik. Wie Medien mit diesen Themen umgehen, wie wir im Alltag mit diesen Themen umgehen, wie wir alle agieren, reagieren, nichts tun.

Die außenpolitische Ebene , wie und warum „Der Westen“ in anderen Weltregionen agiert und wie dies bei den dort lebenden Menschen und deren Verwandten und Bekannten anderswo ankommen mag und ankommt. Welche Gruppen werden warum unterstützt, welche nicht? Wie wird dort wirtschaftlich gehandelt? Wie, was und wer erhält Hilfe? Wie wird mit den vielen – oft sogenannten kollateralen – Opfern dort umgegangen? Durch die Gesellschaft, durch die Politik, durch die Medien? Sorgt „Der Westen“ gut gemeint, aber schlecht gemacht, für Probleme, für Destabilisierung, für Leid? Folgt er einer eigenen Agenda und nimmt dies bewusst in Kauf? Gerade in diesem Themenfeld gibt es viele, teils sicher absurde, Ansichten – und ebenso viele Überzeugte.

Die religiöse Ebene. Machen wir uns nichts vor. Es gibt diese Ebene und sie ist relevant. Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass Religion an sich schuldig ist an dem, was passiert, schon gar nicht alle Gläubigen, aber sie wird mindestens als Katalysator oder Vehikel genutzt und diejenigen, die Terror verbreiten, haben wohl ein Selbstbild als wahre Gläubige. Ist es sinnvoll, deshalb ganze Religionen mitsamt allen Angehörigen unter Generalverdacht zu stellen? Spielt man damit nicht genau denen in die Hände, die Angst, Spannungen und Ablehnung brauchen, seien es rechte Gruppen oder religiöse Menschen, die andere zu Anschlägen bringen? Hier kann man trefflich streiten, was man von religiösen Verbänden oder Personen erwarten kann, darf, sollte oder wie auch immer. Auch kann man danach fragen, wieso Menschen sich religiös so weit radikalisieren (lassen), dass sie dazu fähig sind, „im Namen ihrer Religion“ schreckliche Taten zu vollbringen und wer da auf welche Art Einfluss nehmen kann, um das zu verhindern.

Ist es ein Thema der Gesellschaft? Eins der Angehörigen derselben Religion? Von Verbänden oder von Einzelnen? Trägt jede Religion, jede Überzeugung dieses Potential in sich? Man kann nach dem jeweiligen Individuum fragen, den speziellen persönlichen Umständen, die aus einem Menschen einen mordenden Menschen machten.

Man kann nach den Zielen der Anschläge und der Menschen dahinter fragen. Sowohl den physischen Zielen und deren Auswahl, als auch nach den Zielen, die mit diesen Anschlägen verfolgt wurden. Terroranschläge gelten nur bedingt den jeweiligen Toten, sie gelten vor allem den Überlebenden, den Menschen, die nicht Opfer wurden und somit Ziele der Schreckensverbreitung. Man kann fragen, welche Reaktionen sich die Planer und Durchführer der Anschläge erhoffen. Wollen Sie Angst verbreiten? Wollen Sie, dass wir allen Muslimen mit noch mehr Vorbehalten entgegentreten, als es Viele eh schon tun? Sie argwöhnisch betrachten und ausgrenzen, damit sie weiteren Zulauf erhalten? Wollen sie ihre Macht demonstrieren, Leben auch in Europa zu nehmen; nach innen und außen Stärke zeigen und dadurch sowohl neue Menschen rekrutieren, als auch andere festigen? Wollen sie, dass wir unsere erkämpften Freiheiten aufgeben? Wollen Sie, dass härter militärisch vorgegangen wird, damit es mehr zivile Opfer geben wird und dadurch mehr Zustimmung? Gibt es einen Königsweg, wie hier agiert werden kann? Ist der eventuell genutzte Weg als Flüchtling nach Europa bewusst geschehen? Soll er Europa und die Menschen in Europa dazu bringen, sich abzuschotten und Menschen im Elend zu lassen, aus Angst? Wurde er ganz einfach genutzt, weil er – wie auch andere – möglich war? Sollen wir jetzt Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen? Terroristen und manch westliche Hardliner spielen sich hier gegenseitig in die Hände und leben auch voneinander, könnte man meinen.

Man kann nach den Auswirkungen dieser und anderer Anschläge fragen. Man kann fragen, ob diese Anschläge zeigen, dass wir mehr Überwachung und Befugnis für Dienste und Militär benötigen oder ob dieser Ansatz vielleicht doch als gescheitert gelten kann, da sich Anschläge nie zu 100 % verhindern lassen werden. Man kann sich fragen, ob wir den Terroristen nicht auf den Leim gehen, wenn wir unsere Gesellschaften spalten lassen, wenn wir unsere Freiheiten aufgeben. Man kann sich fragen, ob eine weitere Verschärfung des Kriegs gegen Terror sinnvoll ist und, wenn ja, wie dieser Krieg dann geführt werden sollte. Man kann sich so viele Fragen stellen, die mit kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen auf das Leben aller Menschen zu tun haben, für die diese Anschläge durchaus Katalysator sein könnten.

Man kann nach dem Umgang mit diesen und anderen Anschlägen fragen. Man kann zum Beispiel fragen, wieso Menschen anders reagieren, wenn Anschläge in Paris passieren, als wenn es um Anschläge z. B. im Irak, in Israel oder in Nigeria geht. Ist es die geographische Nähe, die entscheidet? Ist es eine wie auch immer geartete kulturelle Nähe? Die höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich dort gerade Freunde oder Verwandte aufhalten, also eine potentielle persönliche Nähe zu den Anschlägen? Ist es eine Abstumpfung, die bei den vielen schlimmen Berichten in Bezug auf manche Region der Welt eingesetzt hat? Ist Paris Teil des „Wir“, während sich sonst „Die“ gegenseitig umbringen oder halt „Die“ umgebracht werden? Wird durch ein Wir/Die-Denken bewusst oder unbewusst eine (emotionale) Grenze aufgebaut, die innerhalb der Gesellschaft ebenso wirkt, wie von ihr nach außen? Wie viel Einfluss haben Berichte von Medien und Aussagen von Politikern auf die Reaktionen, deren Reichweite und Dauer?

Wann und warum werden in sozialen Medien die Avas geändert, Solidaritätsbekundungen verfasst und verbreitet? Wann und warum werden öffentliche / bekannte Gebäude angestrahlt, um Solidarität zu zeigen? Wann und warum hängen Flaggen auf Halbmast? Wann und warum gibt es klare Aussagen, die „bedingungslose“ Unterstützung oder Solidarität zusagen? Und wann und warum nicht?

Wie kommt der Unterschied im Umgang wiederum bei Menschen an, für die andere Anschläge halt doch nahe sind?

Man kann sich auch die Frage stellen, wie man selber reagieren würde, wäre der Terror täglich vorhanden in der Region, in der man lebt, nicht nur einmal in relativer nähe. Würde man selber dort bleiben oder vielleicht doch fliehen? Wie hoch muss der Druck sein, um seine vertraute Umgebung, seine Heimat und Bekannten zu verlassen? Wie groß muss der Druck sein, um das ebenfalls große Risiko der Flucht auf sich zu nehmen? Und wie würde man dann gerne empfangen werden in einem anderen Land? Und was würde man empfinden, würde man dort von einheimischen Menschen häufig abgelehnt, angefeindet? Nicht, weil man ein schlechter Mensch wäre, sondern weil man fremd ist, die falsche Religion oder Farbe hat, die falsche Sprache spricht oder die „richtige“ nur wenig.

Kann man erwarten, dass sich bestimmte Personengruppen von solchen Anschlägen distanzieren? Wenn man meint, es müssten sich Menschen distanzieren, wer dann genau? Landsleute der Täter? Angehörige der Religion, auch wenn sie diese völlig anders auslegen und ausleben, als die Täter? Sind es Verbände, die sich distanzieren müssen? Sind es Verwandte oder Bekannte der Täter, die sich zu distanzieren haben? Kann man Distanzierung erwarten oder verlangen, ohne die vorher gestellten Fragen zu beantworten und sich zu fragen, wovon oder inwiefern man sich evtl. selber von etwas distanzieren sollte, bevor man verlangt?

Sollte man sich die Frage stellen, inwiefern man selber (nicht) dazu beiträgt, eine Gesellschaft zu bilden, die nicht ausgrenzend, sondern inkludierend ist? Sollte man sich die Frage stellen, ob man durch seine Kreuze bei Wahlen politische Entscheidungsprozesse in Gang gesetzt hat, die vielleicht Teil des Problems sind? Sollte man sich fragen, ob man selber in Wir/Die denkt und somit selber ein kleiner Teil des Problems sein könnte? Sollte man sich distanzieren, weil man ein Mensch ist – wie die Täter auch – oder eben nicht, weil Mensch als Kategorie nicht passt oder zu weit gefasst ist? Wo zieht man dann eine sinnvolle Grenze? Berufsgruppe, Blutsverwandtschaft, Herkunftsort, religiöse oder politische Nähe? Ist nur relevant, als was sich die Täter bezeichnen? Wie genau muss diese Selbstbezeichnung demjenigen entsprechen, damit er sich distanzieren soll? Kann man Distanzierungen verlangen; mit welchem Recht? Kann man sie für sinnvoll halten oder auch für nicht hilfreich oder gar schädlich?

Man kann sich fragen, ob Grenzen besser geschützt oder etwa ganz abgeschafft gehören, ob Integration mehr Hol- oder Bringschuld ist, ob wir allen Menschen in unserer Gesellschaft die gleichen Chancen ermöglichen. Man kann sich fragen, welche Freiheiten man selber bereit wäre aufzugeben, welche Rechte, um im Tausch vielleicht ein wenig mehr Sicherheit zu erhalten – wenn man daran glaubt. Man kann natürlich auch seine Fragen stets nur auf andere Menschen und deren Handlungen fixieren und sich selber aus der Gleichung ausnehmen. Man selber tut ja niemandem was und will doch nur Ruhe, Sicherheit und was auch immer.

Kann man Vereine oder Gruppen verbieten und brächte das für sich genommen etwas? Was sind Symptome, was sind Ursachen?

Ist es nötig und wichtig, mit ordentlich Bodentruppen den IS zu zerschlagen? Sind Drohnen der Schlüssel oder großflächige Luftbombardements? Ist Russland mit im Boot oder eher Halbfeind? Was ist mit z. B. Assad? Welche Vor- und Nachteile für wen bringen welche militärischen Vorgehensweisen? Was soll eigentlich gemacht werden mit dieser gesamten dauerhaft destabilisierten Region, damit dort etwas wie Frieden möglich ist? Kann man dort Stabilität schaffen, wenn ja wer und wie? Was ist eigentlich das wirkliche endgültige Ziel für die Region? Haben wir eins? Eine Vision? Etwas realistisches?

Man kann sich auch die Frage stellen, ob es hilfreich ist, jeden direkt als Nazi zu titulieren, der eine weniger offene Meinung zu Flüchtlingen oder anderen Themen hat. Ob man auf diese Art nicht diesen und andere Begriffe entwertet, andere Menschen ausgrenzt und abwertet und somit weitere Ressentiments schürt, durch das dauerhafte Nutzen starker Begriffe für jegliche Abweichung.

Man kann so viele Fragen stellen, bis einem der Kopf platzt.

Ich bin weder Psychologe, noch Soziologe, kein Militärexperte, keiner für Geheimdienste, weder Politiker, noch Theologe, auch kein Journalist; ich werde vermutlich auch keine beleg- und belastbaren simplen Antworten finden, wenn denn welche zu finden sind. Und so habe ich keine Antworten, ich habe nur Fragen und Gedanken. Und das auch noch alles ziemlich wild und ungeordnet bislang.

Ich denke, dass es keinen Zustand 100%iger Sicherheit geben kann, ich denke, dass es immer Menschen geben wird, die anderen aus verschiedensten Gründen Schlimmes wollen oder tun. Ich denke, dass wir lernen müssen, mit der Angst umzugehen, die dadurch entsteht – dass wir das Risiko auf gewisse Art akzeptieren müssen, so wie wir auch die Gefahr von Unfällen akzeptieren, ohne uns wegen der Statistiken einzusperren. Das Leben endet halt tödlich, aber mit einigen Risiken kommen wir anscheinend gut zurecht, während uns andere so sehr ängstigen, dass viele von uns bereit sind, sich deswegen einzuschränken. Worin ist dieser Unterschied im Umgang begründet?

Ich denke auch, dass teilweise leider Gewalt nötig sein wird, um solche Menschen von Gewalt abzuhalten; eine Gesellschaft völlig ohne Staatsgewalt halte ich leider auf mindestens sehr lange Sicht für vollkommen utopisch. Schade, aber so ist es meiner Meinung nach halt.

Ich denke aber auch, dass wir Menschen durchaus das Potential haben, gemeinsam eine Welt zu schaffen, die möglichst allen, die das wünschen, ein vernünftiges gemeinsames Leben ermöglicht. Und ich denke, dass Freiheit, Fairness und Weltoffenheit wichtige Aspekte sind, wenn wir etwas Gutes erreichen wollen. Ich denke, dass jeder durch kleine Taten die Welt besser und lebenswerter machen kann für sich und andere Menschen. Und ich denke, wenn das viele Menschen tun, kann dadurch einiges bewegt werden. Ich denke nicht, dass es hilfreich ist, Freiheiten und Rechte zu beschneiden, Grenzen zu schließen, Menschen auszugrenzen und die Stimmung anzuheizen. Ich denke, dass auch und gerade Politik und Wirtschaft gefragt sind, wenn es darum geht, die Verhältnisse auf unserer globalisierten Welt so zu verändern, dass viele Grundlagen für Leid und Missgunst bald nur noch Randthemen sind, die wir gemeinsam abgeschafft haben. Es gibt viel zu tun, denke ich. Packen wir’s an.

Andere Menschen, Experten in bestimmten Bereichen, werden zu ganz anderen Schlüssen, vermutlich auch schon zu ganz anderen und mehr Fragen kommen. Vielleicht hat einer derjenigen Recht. Oder vielleicht finden Fachleute verschiedener Couleur eine Synthese ihrer Ansichten und dann ein offenes Ohr bei denjenigen, die weitgreifende Entscheidungen treffen können. Wünschenswert wäre es.

Ein Gedanke zu „Paris. Viele Fragen.

  1. Idahoe

    Neudenk #1
    Was ist Glaube? Was ist Vertrauen?

    Alle (juridischen und moralischen) Regeln haben nur den Zweck der Verhaltenssteuerung. Von Freiheit zu sprechen, sei daher jeder weitere Tropfen Tinte verschwendet. Frei nach Moritz Schlick

    Wie selbstbestimmt ist ein verhaltensgesteuerter, dressierter Mensch, der mit dem Ruf nach seinen Rechten, den Begriff Freiheit selbst pervertiert? Was kann dieser Mensch, unter diesen Umständen, überhaupt über Freiheit und Selbstbestimmung wissen?

    Bei Menschenrechten geht es gerade nicht um den Menschen, es geht um Rechte, die den Menschen betreffen. Menschenrechte versachlichen den Menschen, er wird entmenschlicht. Rechte sind nichts anderes als Regeln, die Anweisungen enthalten. Die Selbstbestimmung wird ihm abgesprochen. Die Verhaltenssteuerung, seine Dressur, kann beginnen. Der Mensch wird zum Untertan erzogen, ein Rechtssystem, das Überwesen, sagt ihm, was er zu tun und was er zu unterlassen hat. Er wird zum Diener der Institutionen, wie eines Staates, Nation, Partei, Verein, Bank, Ökonomie, usw., er wird zum ohnmächtigen Sklaven degradiert. Es sind Konstrukte, die Realitäten erschaffen, sie sind jedoch nicht wirklich. Der Mensch kann nur so tun, als ob es Rechte gäbe, mit Wirklichkeit hat dieser Sein-Sollen-Fehlschluß nichts zu tun. Der Mensch kann Rechte nicht abschaffen, denn dazu müßten diese wirklich sein, er kann nur den Glauben aufgeben und sie lösen sich auf.
    Recht ist das Problem, das sich zur Lösung erklärt. Rechte sind das Merkmal einer Wettbewerbsgesellschaft, denn Glaube kann nur eine einzige wahre Wahrheit zulassen.

    Übertrieben?
    Nein, das steht sogar ganz offen in der Wikipedia, versteht nur keiner, daß auch er selbst gemeint ist und nicht nur die anderen…

    Geld ist, war und wird auch niemals ein Tauschmittel sein, das ist eine simple Lüge der Ökotheriker, Geld hat nur einen einzigen Zweck, Verhaltenssteuerung, die Dressur des Menschen. Seine Möglichkeiten werden fremdbestimmt.

    Ein Mensch der sich Regeln unterwirft macht sich selbst ohnmächtig. Das bedeutet, ein Herrscher hat mehr Macht als andere, die anderen Menschen machen sich ohnmächtig, sie unterwerfen sich.

    Das ist ein, zugegebenermaßen, nicht leicht zu erkennnendes perfides Psychospiel.
    Eine Informationsgesellschaft ist keine Wissensgesellschaft. Glauben macht ohnmächtig, es ist das Mittel, Herrschaft über andere zu erringen.
    Doch eine Wissengesellschaft kann nicht auf Glauben aufbauen.

    Wer Rechte fordert, sollte zumindest bedenken, daß er damit auch seine eigene Unterwerfung fordert:

    ‚Wer nichts weiß, muß alles glauben‘
    ‚Die glücklichen Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit.‘
    Marie von Ebner Eschenbach

    Wünsche hiermit viel Freude beim Nachdenken, für den gläubigen Menschen ist dieser Wunsch überflüssig, denn er ist ja bereits im Besitz der einzig wahren Wahrheit.

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