Archiv für den Monat Februar 2014

Von Glaubwürdigkeit und der Wichtigkeit des Redens

 

 

Wir müssen reden über Authentizität und Glaubwürdigkeit. Wir müssen reden über Menschen, die Wasser predigen und Wein saufen. Wir müssen reden über die Art, wie Politik gemacht wird. Wir müssen darüber reden, wie wir reden. Wir müssen darüber reden, mit wem wir reden und nicht reden. Vor allem müssen wir miteinander reden, statt übereinander zu reden…

So, wie Bildung und Solidarität Grundpfeiler einer gerechteren Gesellschaft sind, so sind es Kommunikation, Kompromissbereitschaft, Offenheit und kongruentes Handeln für die Politik. 

Ich will kurz zwei Parteien skizzieren: 

Es gibt da eine Partei, die hat tolle Ideen, kritisiert Dinge, die in der aktuellen Politik schief laufen und geändert gehören und legt Finger in diese Wunden. 

Sie kritisiert, dass Politik nicht für alle gemacht wird, sondern für bestimmte Gruppen

Sie kritisiert, dass es keine Themenkoalitionen gibt, sondern aus Kalkül Anträge abgelehnt werden, weil sie der Falsche stellt

Sie kritisiert, dass es Dinge wie Fraktionszwang gibt und nicht der Einzelne entscheidet

Sie kritisiert, dass Fakten hinter persönlichen Animositäten oder Parteikalkül zurückstehen

Sie kritisiert, dass andere Meinungen nicht gewünscht sind oder ihnen kein Platz eingeräumt wird

Sie kritisiert, dass sich vieles intransparent im Hintergrund abspielt, nicht nachvollziehbar für Außenstehende

Sie kritisiert, dass mit Worthülsen und Neusprech agiert wird

Sie kritisiert, dass Köpfe wichtiger sind, als Themen

Sie kritisiert Elitenbildung

Sie kritisiert Bigotterie und die Entfernung vom Volk als Basis

Sie kritisiert, dass Probleme nicht sinnvoll angegangen, sondern ausgesessen werden

Sie kritisiert noch mehr und das ist auch gut so! 

Es gibt auch eine Partei, die sich intern zerfleischt, wo einiges schiefläuft, wo Finger, wenn überhaupt, dann destruktiv in Wunden gelegt werden. 

Eine Partei, die intern stark durch Gruppendenken und persönliche Animositäten geprägt ist

Eine Partei, wo nicht jeder einfach so mitmachen kann, ohne sich in Schusslinien zu begeben

Eine Partei, wo andere Meinungen schnell durch Blocken oder Diffamieren unterdrückt werden, wo gewinnt, wer laut ist

Eine Partei, in der Diskussionskultur in erschreckender Form zu finden ist

Eine Partei in der, statt konstruktiv und themenbezogen zusammenzuarbeiten, auch, wenn man bei anderen unterschiedlicher Meinung ist, eben dies nicht geschieht

Eine Partei, in der Köpfe und Gruppen wichtiger sind, als Themen

Eine Partei, in der sich deutlich Gruppen mit elitärem Denken und Gehabe offenbaren (dazu noch Sprache nutzen, die viele nicht verstehen)

Eine Partei, in der Menschen für Gleichberechtigung und Grundrechte kämpfen und dabei andere mundtot machen, rhetorisch in unschöne Ecken verfrachten oder abwerten

Eine Partei, in der Menschen, die die Macht der Sprache kennen und teils deren Gebrauch anprangern, schamlos eben diese Macht nutzen

Eine Partei, in der Probleme entweder laut und heftig, dafür meist wenig konstruktiv, oder gar nicht angegangen werden

Eine Partei, in der viele Dinge auftauchen, die verhindern, dass sie sinnvoll Politik macht, Wähler gewinnt und damit sinnvolle Politik in größerem Maßstab machen kann. 

Die müssen sich gegenseitig ganz schön anfauchen vermutlich, oder? Die stehen ja für komplett unterschiedliche Dinge, die zweite Partei ist quasi ein Abziehbild der Kritik der ersten Partei. Ok, die erste Partei kritisiert Politik an sich, wohingegen die zweite die Probleme intern hat, aber verstehen können die sich sicher nicht. 

Doof nur, dass es nur eine Partei ist. 

Authentizität, moderne Politik und Glaubwürdigkeit. Das wäre was. Bigotterie, Politik, wie bisher und keine wirkliche Aussicht auf Besserung. Das ist imo der Status Quo. Und der manifestiert Probleme, statt sie konstruktiv anzugehen. Wer Wasser predigt, aber Wein säuft, kann anderen das Selbe vorwerfen, ist aber keineswegs glaubwürdig oder ehrlich damit.

Das ganze Ding wird der Partei, je nach Wahlergebnissen, meiner Meinung nach noch dieses oder nächstes Jahr, um die Ohren fliegen. Was dann aus den guten und wichtigen Ideen wird? Keine Ahnung, aber der deutschen, alteingesessenen Politlandschaft fliegt sicher häufiger vor Lachen der Sekt aus dem Gesicht.

Gute Ziele werden von denjenigen torpediert, die sie doch fördern wollen. Verlierer sind diejenigen, die aufopferungsvoll arbeiten, zu Kompromissen bereit sind, ihre Person hintenangestellt haben. Und unsere Demokratie und die, für die Politik gemacht wird: die Menschen. Verliere werden auf Dauer auch die bisherigen Profiteure sein, denn, wenn die Bühne „Partei“ Geschichte ist, müssen einige ihre Profilneurose woanders, wohl auf kleinerer Bühne, ausleben.

Gewinner ist die bisherige Politik, bestärkt auch durch Wahlergebnisse. 

Die erste Partei hätte viel Potential! Es gibt viele Menschen, die an der heutigen Politik verzweifeln, es gibt viele Menschen, die unter der heutigen Politik leiden, es gibt viele Menschen, die an der heutigen Politik viel auszusetzen haben. Aber die erste Partei darf nicht agieren, wie es die zweite Partei tut. Damit nimmt sie nicht nur sich die Chance, etwas zu erreichen, sondern erleichtert es dem derzeitigen Politikbetrieb, sein Ding weiter durchzuziehen. Menschenrechte, Freiheit, Offenheit, Gleichberechtigung und viele weitere Dinge sind wichtig, sind essentiell für eine fairere Gesellschaft, aber, genau das muss vorgelebt werden. Menschen lernen mehr und bereitwilliger durch Vorleben, als durch Vorgaben, durch Überzeugung, statt durch Überredung oder Druck. 

Wir müssen reden. Miteinander, statt übereinander. Auch mit Menschen, die uns persönlich nicht passen, diese persönlichen Animositäten müssen hinter der Sache zurückstehen. Wir müssen reden, auch mit Menschen, deren Meinung uns in bestimmten Bereichen nicht passt. Wir müssen reden und versuchen, alle soweit es geht mitzunehmen, statt auszugrenzen. Wir müssen reden, mit klaren Worten, aber ohne Worte als Waffe zu gebrauchen, die spaltet und Menschen diskreditieren soll. Wir müssen reden, ohne Kampfbegriffe und Totschlagargumente, stattdessen sachbezogen und konstruktiv. Wir müssen intern reden und wir müssen extern reden, so dass die Menschen verstehen, was Sache ist und es auch glauben können. Wir müssen lernen, andere Meinungen zu tolerieren, aus ihnen zu lernen, sie gegebenenfalls integrieren oder aber die Inhalte widerlegen. Wir müssen reden miteinander, als Menschen, wir müssen reden, ohne direkt anzugreifen. Wir müssen reden, zur Not via Mediation.

Wir müssen viel reden.

Und dann dementsprechend handeln. 

Kranke Welt

Ayo, die Welt ist so krank, ayo, die Welt ist so krank mein Freund. 

Wir leben in einer kranken Welt. Keine Frage. Und heute folgen wir den Lyrics des hörenswerten Stückes „Kranke Welt“ von Dopewalka (Dopewalka.net) als rotem Faden. Er legt, untermalt von wirklich guter Musik, Finger in Wunden der Gesellschaft. 

In den Köpfen der Menschheit wächst der Tumor der Neuzeit,
lässt sie glauben sie wär’n glücklich wenn sich keiner erfreut zeigt

Neid und Missgunst, Ellenbogen und Egoismus haben längst die Solidarität der Menschen verdrängt, den sozialen Kitt weggewischt. Ist das eine Krankheit der Moderne, der wir ausgeliefert sind? Oder können wir noch etwas tun? In meinem letzten Blogpost habe ich ja die Idee angestoßen, dass wir unsere Gesellschaft hier wieder ein wenig umpolen könnten, wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet. #TuFremdenGutes lässt sich natürlich erweitern und gilt natürlich auch für Nachbarn und Bekannte. Gerade Nachbarschaft war einmal deutlich intensiver, enger. Heute wohnen – aus verschiedenen Gründen – nebenan für Viele nur noch anonyme Personen, dem Namen nach bekannt, wo doch früher neue Nachbarn begrüßt wurden und man sich gegenseitig half. 

Weil der Pfeil jetzt auf euch zeigt, all die Blinden und Tauben,
auch wenns euch nicht anders ging lasst eure Kinder nicht glauben,
die Welt wär‘ aus Beton und dass es sich so gehört,
stetig darauf aus zu sein dass man sie zerstört

Ich hatte Glück, ich wuchs auf mit viel grün in der Umgebung, ich kletterte auf Bäume, zerkratzte mir Beine und Arme in Brombeergestrüpp, kam matschbesudelt nach Hause und war glücklich damit. Ich ging im Wald spazieren, im Park, ich kannte große Wiesen mitten in der Stadt, direkt nebenan, die mittlerweile Neubaugebieten weichen mussten. 

Stetig schreitet das Betonieren der Welt voran. Grün verschwindet, ob in kleinerem Rahmen in den Städten und Ballungsräumen oder großflächig aufgrund Abholzung von Wäldern für Holz, Bergbau oder landwirtschaftliche Nutzung. Wir zerstören immer mehr die Grundlage unserer Gesellschaft, betreiben Raubbau an der Welt, die wir von unseren Kindern ja laut geflügeltem Wort nur geliehen haben. Wir verpacken aus Öl gewonnenen Müll in aus Öl gewonnene Tüten um diese mit mit aus Öl gewonnenem Benzin fahreden Fahrzeugen auf Kippen zu sammeln und dann zu verbrennen. Wir holzen Wälder ab, als ob es kein Morgen gäbe, verseuchen unsere Flüsse, Meere und Seen, verpesten die Luft, produzieren Abfall mit unfassbaren Halbwertszeiten, ohne, dass wir sichere Lagerstätten hätten. 

und dass es ganz normal ist täglich dreimal zu duschen,
während andere verdursten und uns Bonzen verfluchen… 

Alles das tun wir, weil wir maßlos sind. Wir wollen mehr, wir wollen alles und wir wollen es sofort. „Wir“ sind hier die Menschen in den Ländern, die sich Überfluss leisten und die in den Ländern, die auf dem Weg dahin sind. Und die wenigen Reichen in den armen Ländern, wo Wasser ein Luxusgut ist und dann auch noch im Zweifel Nestlé gehört. Es ist pervers, es ist krank, was wir tun. Denen gegenüber, die darben und auch und vor Allem denen gegenüber, die noch in diese Welt hineingeboren werden, ohne sie vorher zu fragen, ob das alles so nach ihrem Willen ist. 

weil wir den Benz polieren, ’nen faulen Lenz markieren,
und uns aufregen wenn bei Take That zwei Fans krepieren,
doch wenn in andern Teilen täglich tausend Menschen verhungern,
und besoffene Penner kurz vorm Tod am Bahnhof rumlungern,
dann geht ihr lachend weiter als wär nie was passiert,
ihr kuschelt euch in euer Bett während der Penner erfriert

Raffgier, das Bedürfnis mehr und bessere Dinge zu haben, als andere, am Besten ohne viel Arbeit, nur durch Zinsen und Anteile an Unternehmen, in denen Menschen ausgebeutet werden, scheint Teil des Zeitgeists zu sein. Mitleid gibt es in arg beschränktem Rahmen. Kann mir so etwas auch passieren? Berichten die Medien und ich muss irgendwie betroffen sein? Je weiter weg von der eigenen Lebenswirklichkeit, desto weniger interessiert das Leid anderer Menschen. Mit Konzertbesuchern identifizieren wir uns einfach deutlich mehr, als mit armen Menschen in anderen Ländern oder gar auf anderen Kontinenten. 

Und die betrunkenen Obdachlosen sind uns zuwider. Die haben doch selber Schuld und außerdem verschandeln sie unser Stadtbild. Davon ab erinnern sie vielleicht auch einige Leute daran, dass sie selber, mit etwas Pech, in eine solche Situation kommen können und das können wir gar nicht leiden. Ab und an schmeissen wir Ihnen einen Groschen, statt einer Beleidigung hin, das beruhigt das eigene Gewissen so wunderbar. Das Selbe Prinzip, wie beim Mülltrennen. Etwas Gutes tun, um ein Feigenblatt zu haben und weiter den eigenen Weg zu gehen.

wir haben kapituliert haben uns selbst aufgegeben,
um ein Teil davon zu sein und irgendwie gut zu leben,
aus einer Welt voll Heuchelei findet niemand den Weg raus,
selbst der Tierschutzverein trifft sich heute im Steakhaus,
ja die Welt ist so verlogen und so bin es auch ich,
ich liebe die Natur und schlag ihr doch ins Gesicht… 

Bigotterie, Heuchelei und Opportunismus, Krankheiten unserer Politik, Krankheiten unserer Gesellschaft. Von Tag zu Tag wird es nicht besser, eher schlimmer, moralische Instanzen? My ass! Die einen hinterziehen munter Steuern, die anderen sind verbale Kriegstreiber, die nächsten predigen Wasser und trinken Wein. Wo man hinguckt Egoismus und die genannten Verhaltensweisen. Es ist einfach nur zum kotzen. Und: immer wieder ertappt man sich dabei, mehr Teil des Ganzen zu sein, als einem selber lieb ist. Die Plastiktüte extra, die Fahrt mit dem Auto, wo es das Fahrrad tut, der Kauf beim Multikonzern, der Verbrauch an Energie, damit man’s mollig hat, das französische Wasser, das man so gerne mag, der Kauf des Smartphones trotz der Arbeitsbedingungen. Ja. Auch ich bin mehr Teil dieser ganzen Scheisse, als ich möchte. Und, wenn ihr ehrlich seid, werdet ihr euch auch fast alle wenigstens zum Teil wiederfinden. Vielleicht können wir ja alle unseren Anteil ein wenig verringern, deal? 

zwei Durchschnittsidioten sie nannten sich Präsidenten,
um Tag für Tag nur mit Konflikten ihre Zeit zu verschwenden,
und nur aufgrund von Kleinigkeiten zieh’n die Truppen aufs Schlachtfeld,
sie sind gedrillt darauf zu töten wer sich gegen die Macht stellt,
so lang die Droge sie wach hält, werden sie weiter töten,
und im Glauben an die gute Absicht nicht mal erröten,
die Menschlichkeit sie geht flöten und euer Kontostand steigt,
während die Welt sich blind vor euch miesen Verbrechern verneigt. 

Zu Rüstungsindustrie und Ihren Lobbyisten und denjenigen, wie Gauck und von der Leyen, die für volle Auftragsbücher bei den Handwerkern des Todes sorgen, muss wohl nicht viel gesagt werden, oder? Und wer weiss, wie lange es noch dauert, bis die Menschen auch außerhalb von Kriegsgebieten mehr und mehr mit der Gewalt des Staates konfrontiert werden. Man höre zu, wenn Scharfmacher, wie Wendt reden und mehr Waffen und Befugnisse wünschen, wenn in Hamburg Gefahrengebiete ausgerufen werden, die Bundeswehr prinzipiell auch im Inneren agieren darf, man schaue auf Patente, die Google anmeldet und auf Dinge, die die Geheimdienste tun und was zwischen den Zeilen immer wieder durchscheint. Man schaue auf Obama und seine Bilanz an Drohnentoten und das immer noch vorhandene Guantanamo. Man höre zu, wem er und die Dienste welche Rechte zugestehen, man achte darauf, was mit Snowden, Manning usw passiert.

Man schaue auf das, was Springerpresse, Öffentlich Rechtliche und andere Massenmedien so verbreiten und was die Leute schlucken, als wäre es vollkommen ok. 

Es ist dringend Zeit, der Welt Medikamente zu geben. Alle gemeinsam an einem Strang ziehend. Bildet euch, bildet andere, bildet Gruppen! Gemeinsam haben wir – noch! – die Chance, etwas zu bewegen, doch die Zeit wird in vielerlei Hinsicht immer knapper und die Chancen schwinden. Denkt nicht nur an euch. Denkt an Nachbarn, denkt an Arme, denkt an hungernde und durstende Menschen, denen es nur so schlecht geht, weil wir alle im Überfluss leben, denkt daran, dass die reichsten 300 mehr besitzen, als die ärmsten 3 Milliarden und denkt an die Generationen nach uns! 

Denkt und handelt solidarisch, was gut für alle ist, ist auch gut für Euch! 

Besten Dank an Dopewalka für den roten Faden, die tollen Lyrics und das Ok, diesen Text einfach mal komplett zu nutzen. Hier findet ihr den Song (und weitere gute Musik), keine Sorge, er verbessert eure Laune direkt wieder und gibt euch die Energie, es anzugehen: dopewalka.net